Frankfurt Marathon 2024

New York, Dresden und am Ende stand ich doch in Frankfurt an der Startlinie. Nach der Bronzemedaille bei den Deutschen Meisterschaften vor einem halben Jahr wollte ich einen Marathon laufen auf den ich richtig Bock habe und der mich für das alltägliche Training inspiriert. Zum Jahreswechsel plante ich gemeinsam mit Laufszene Events, beim New Marathon zu starten, doch ich hab die Anmeldung vergeigt und die Bemühungen, im Nachgang einen Startplatz zu bekommen, blieben erfolglos.

Dann kam mir der Dresden Marathon in den Sinn. Ein Marathon in der sächsischen Hauptstadt, wo ich schon so viele gute Straßenrennen gelaufen bin, genau das was mich motivierte. Die Veranstalter stellten mir einen Startplatz zur Verfügung und ich bereitete mich fokusiert auf das Rennen vor, meine Ziele? Ein Platz auf dem Treppchen, eine Zeit unter 2:20 std und das Rennen genießen. In der Vorbereitung lief ich den Nachtlauf in Dresden mit, erreichte bei heißen Temperaturen den dritten Platz und freute mich darauf,  auf den Straßen Dresdens bald einen Marathon laufen zu dürfen. Doch mit dem Einsturz der Carolabrücke änderte sich alles. Die Veranstalter wurden in kurzer Zeit vor große Herausforderungen gestellt, mussten die Strecke ändern, neu genehmigen lassen und quasi ein neues Rennen auf die Beine stellen. Für eine offizielle Vermessung des neuen Kurses fehlte dann die Zeit.

Neben der Platzierung spielt die Zeit in einem so wichtigen Rennen für mich eine große Rolle. In einer anderen Phase meiner Karriere wäre es mir vielleicht egal gewesen, aber das war mein letztes Rennen, was ich als "Halbprofi" mit einer reduzierten Arbeitszeit vorbereiten konnte. Ich musste mich zwei Wochen vor dem Startschuss neu orientieren. 

Ziemlich schnell kam mir (wie sollte es auch anders sein) beim Laufen die Idee - Frankfurt Marathon 2024

In Frankfurt begann ich 2016 meine Marathonkarriere und eroberte wie aus dem Nichts das oberste Treppchen bei den Deutschen Meisterschaften. Nun acht Marathonjahre später wollte ich zurückkehren und den Zieleinlauf in die Festhalle nochmal erleben, vielleicht auch wieder als bester Deutscher!?

Die Konkurrenz war aus deutscher Sicht überschaubar, aber stark. Ich müsste mich gegen einen Debütanten und zwei gestande Marathonläufer durchsetzen, um als bester Deutscher über laufen zu können. In dem Rennen ging es hauptsächlich erstmal um mich und meine Ziele. Mit der Konkurrenz wollte ich mich erst ab Kilometer 35 beschäftigen.

Ich wollte meine Stärke auf der zweiten Hälfte ausspielen und begann das Rennen konservativ in der ersten Frauengruppe. Die erste Hälfte lief ich kontroliert und hinter fünf Tempomachern in 69:15min. Ab Kilometer 25 beschleunigten die Tempomacher, ich wurde auch schneller, konnte bzw. wollte den Tempomachern aber nicht folgen. In meinem Kopf war die 30 Kilometermarke, ab der Mainzer Landstraße wollte ich beschleunigen und einen Negativsplit laufen. Bis Kilometer 35 ging mein Plan super auf, ich wurde immer schneller. Zurück in der Stadt spürte ich muskuläre Probleme und ich konnte das Tempo nicht halten, verlor wieder ein paar Sekunden. Auf den letzten drei Kilometern, auf dem Weg in die Festhalle war alles wieder gut und ich flog dem Ziel entgegen. Ich überquerte die Zielinie in 2:18:47 std und als zweiter Deutscher! 

Schon in der Festhalle lies ich mich richtig feiern und genoss den Moment, nach so vielen einsamen Trainingskilometern hatte ich mir den Jubel der Menge verdient (denke ich). Diesen kurzen Moment wollte ich so lange wie möglich wirken lassen.

Mit der 2:18 war ich an dem Tag absolut zufrieden. An einem richtig guten Tag hätte ich vielleicht den Negativsplit geschafft, aber das Resultat liegt absolut im Rahmen meiner Trainingsleistungen.

Das Rennen hat mir so viel Spaß gemacht und mir so viel Sicherheit gegeben, dass ich nach dem Zieleinlauf direkt den nächsten Marathon vor meinem innerlichen Auge gesehen habe.  

Ich freue mich auf das was kommt, auch wenn ich ab jetzt nur noch "Feierabendsportler" bin. Aber fakt ist auch, als Feierabendsportler habe ich meine größten Erfolge gefeiert und bin ziemlich schnell gelaufen.  

 

PS zwei der drei Konkurrenten mussten deren hohem Anfangstempo tribut zollen und das Rennen vorzeitig beenden, der Debütant erklomm dann den deutschen Thron (irgendwoher kenne ich diese Story ;-) )